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Diese Seite befindet sich momentan noch im Aufbau...wirklich!Häger aus der Asche

DIE 11. LIGA: Der SV Bischofshagen-Wittel war praktisch tot - jetzt macht es allen wieder richtig Spaß
Kreis Herford. Es war zum Mäusemelken: Hauptsponsor weg, Damenabteilung weg, Jugendabteilung weg. Und dann dieses Skandalspiel, das dem SV Bischofshagen-Wittel einen ungewollten TV-Auftritt bescherte. Mitglieder und Spieler wandten sich ab, die Vereinsauflösung war beschlossene Sache. Elf Leutchen hatten sich in "Petras Kneipe" getroffen - und mussten nur noch die Hände zur Abstimmung heben. Dann mischte sich ein Gast ein.
Manfred Katzberg stellt einen kleinen Pokal auf den Tisch. "Als Beweis, dass wir auch mal Erfolg hatten", sagt der Vorsitzende und lacht. In die Kreisliga A seien sie da aufgestiegen. Katzberg gehörte zum Team. Seine Erinnerungen reichen aber noch weiter zurück: "Ich war noch ein Staubwolke-Spieler." Nachdem der Verein 1955 gegründet wurde, spielten die "Häger" zunächst am Marktplatz, auf schwarzer Asche. Bei Trockenheit habe überm Feld eine graue Wand gestanden. Kaum gegründet, hatte der Verein seinen ersten Spitznamen weg: "Staubwolke Wittel".
Später gings an den Neuen Weg. Der Rasenplatz im Löhner Grenzland ist bis heute die Spielstätte. Von da an gings aufwärts. Die Kreisliga B war in diesen Jahrzehnten keine Seltenheit, die 76er-Mannschaft schaffte es noch eine Klasse höher. Zu einem Relegationsspiel gegen die Reserve von TuRa Löhne pilgerten mal 1.200 Zuschauer zum neutralen Gohfelder Sportplatz. Zu einem anderen Spiel kam der WDR - auch wenn der Sport Nebensache war: "Es ging um die Maulwurfshügel auf dem steinhart gefrorenen Platz - die mussten wir vorm Spiel mit der Spitzhacke wegkloppen." Peter Koltzenburg, seit 1991 in allen erdenklichen Funktionen dabei, erinnert sich an ein Spiel der Reserve: "Die lag mal 0:30 hinten! Da hat der Schiedsrichter in der 75. Minute abgepfiffen."
Über 100 Kinder und Jugendliche tummelten sich zwischenzeitlich in den verschiedenen Häger Jugendmannschaften. Koltzenburg ging damals direkt ins berühmt-berüchtigte "gelbe Haus" an der Bünder Straße und holte zahlreiche Flüchtlingskinder zum SV. Und Uschi Sieker, heute Schriftführerin, nutzte ihre Kontakte als Sozialarbeiterin im Jugendzentrum "Riff". Der Verein war damals eine gute Adresse im Mädchen- und Frauenfußball. Uschi Sieker sorgte auch für das jüngste Vereinsmitglied aller Zeiten: Sohn Nils - sein zweiter Vorname ist nicht zufällig "Hagen" - wurde schon vor seiner Geburt zum Häger gemacht. "Heute spielt er in Mennighüffen", sagt die 49-Jährige. Jugendfußball gibts auf dem Wittel nicht mehr. - Neue Westfälische, 02.02.2015